Hetzkampagne gegen Hunde

  Zu dem in der Mitte der Seite zu findenden
Artikel "Immer Ärger mit frei laufenden Hunden" erschien nachstehender
Leserbrief in der Bayerischen Rundschau: (Die ungekürzte Fassung finden
Sie am Ende der Seite)  

Am 20. / 21. Mai 2004 erschien in der Bayerischen Rundschau (BR) nachstehender Artikel, in dem durch falsche Darstellung und unqualifizierte Interpretation wissenschaftlicher Erkenntnisse in massivster Form gegen Hunde und Hundehalter im Raum Mainroth intrigiert wird.


 

 

Die massiven Unwahrheiten in diesem
Artikel veranlassten mich eine Gegendarstellung zu Verfassen und als
Leserbrief an die Bayerische Rundschau zu senden. Leider wurde dieser
Leserbrief bis heute nicht veröffentlicht.

 

Hier der von mir verfasste Leserbrief  

„Immer Ärger mit frei
laufenden Hunden“ vom 20./21. Mai 2004

Dieser Artikel kann
so nicht unwidersprochen stehen bleiben. Äußerungen in dieser
unqualifizierten Form heizen nur die Auseinandersetzungen zwischen
Hundehaltern, Bauern und Jägern an. Dieser Artikel zeigt ganz deutlich,
dass das was wir Menschen als „objektiv wahr, bzw. richtig“ ansehen, in
erster Linie nicht von unserer Intelligenz, sonder von unseren Interessen
bestimmt wird. Die Krönung ist sicherlich die Frage: „Was lässt sich gegen
die „Hundeplage“ unternehmen? Von einer Hundeplage zu reden ist schon
moralisch verwerflich. Soll mit dem Wort „Plage“ an die zehn Plagen in der
Bibel erinnert werden und spez. an die 10. Plage „Massensterben aller
erstgeborenen Söhne“ – soll dies wieder ein Aufruf sein an diejenigen, die
in den letzten Jahren im Raum Kulmbach in dramatischer Weise Hunde
vergiftet haben?

Wir sollten uns lieber bewusst machen, was
der Hund für eine soziale Aufgabe erfüllt, ob als Begleiter älterer,
einsamer Menschen, oder als Diensthund z.B. als Rettungshund, oder als
Jagdhund usw..

Das Hunde nicht auf Wiesen und Felder
„kacken“ sollten ist für uns als Hundehalter selbstverständlich – wir
möchten auch nicht, dass die Bauern in unseren Garten „scheißen“. Aber wie
hier „wissenschaftliche Erkenntnisse“ verfälscht und modifiziert werden
ist schon haarsträubend und treibt einem die „Zornesröte“ ins Gesicht.

Was ist Fakt? 1984 wurde erstmals in
Norwegen eine neurologische Erkrankung bei Hunden beschrieben, deren
Erreger den Toxoplasmen ähnelte. 1988 wurde in USA bei Hunden ein
ähnlicher Erreger gefunden und „Neospora caninum“ benannt – es stellte
sich später heraus, dass diese beiden Erreger identisch waren. Nur wenige
Jahre später wurde der selbe Parasit auch beim Rind nachgewiesen. Der
Lebenszyklus von Neospora caninum blieb jedoch unklar. Erst 1998 konnte
erstmals bei einem Hund dieser Parasit im Darm nachgewiesen werden. Es
handelte sich dabei um einen Hund, dem bewusst neosporahaltiges Gewebe
verfüttert wurde. Somit war nun ein Wirt vorhanden, welcher für die
Verbreitung dieses Parasiten verantwortlich gemacht werden könnte. Bei dem
besagten Hund handelte es sich um einen Laborhund der nur über kurze Zeit
zum Ausscheiden von Oozysten (das sind infektiöse Dauerstadien, welche
darauf warten von einem Zwischenwirt gefressen zu werden) gebracht wurde.
Der Monate lang, obwohl er infizierter Endwirt war, keine Oozysten mehr
ausschied. Es gibt in der gesamten Weltliteratur bisher noch keinen
beschriebenen freilebenden Hund, der als Oozysten-Ausscheider bekannt ist.
Rinder sind um den Faktor 4 bis 5 häufiger befallen als Hunde. Eine mir
bekannte Hundebesitzerin aus Norddeutschland, deren eine Hund an
Neosporose erkrankt war, hat über Monate den Kot untersuchen lassen, weil
sie ihren 2. Hund nicht gefährden wollte - es wurden keine Oozysten
gefunden. Der betroffene Hund hatte sich als Fötus im Mutterleib schon
infiziert.

Bei der Verbreitung von Neosporose ist bis
heute nur der „vertikale Infektionsweg“ wissenschaftlich bewiesen und
gesichert. D.h. dass sowohl beim Rind als auch beim Hund, die Parasiten
während der Trächtigkeit über die Plazenta an die Nachkommen weitergegeben
werden. Es gibt also sowohl Kälber wie Welpen, die bereits bei ihrer
Geburt Neospora in der Muskulatur, im Gehirn oder anderen Organen
beherbergen. In vielen Fällen bleiben die Schäden so gering, dass das Tier
und der Besitzer gar nichts davon merkt.

Damit es zur Darmform von Neospora kommt
muss ein Tier parasitenbefallenes Gewebe (z.B. Muskelfleisch, oder
Nachgeburten von befallenen Tieren) fressen. Bei Hunden die Büchsenfutter,
oder gekochtes Futter erhalten ist eine Ansteckung praktisch
ausgeschlossen.

Da aus anderen Ländern epidemiologische
Hinweise existieren, dass auch postnatale (nach der Geburt) Infektionen
auf dem „horizontalen Übertragungsweg“ stattfinden müssen, sollte man eine
Verschmutzung der Wiesen und Felder mit Kot vermeiden. Dies gilt aber in
der selben Konsequenz für den Kot aller Tierarte, bei denen man bisher
Neospora caninum im Organismus nachweisen konnte. Neben dem Hund sind bis
heute bekannt: Mäuse, Ratten, Schafe, Rotwild, Füchse, Pferde, Katzen,
Ziegen usw. und wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass eine
neosporahaltige Nachgeburt von anderen Rindern aufgenommen wird (oder eine
durch ein Mähwerk zerkleinerte infizierte Maus), gilt das Gesagte auch
für den Rinderkot selbst. - Wir werden also demnächst in Mainroth einen
ungeheueren Schilderwald vorfinden. Auch weiterhin ungelöst bleibt die
Frage: Wer hat sich bei wem zuerst infiziert, das Rind beim Hofhund, oder
der Hofhund beim Rind?

Das o.g. wurde am 01.02.2004 von Frau
Prof. Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim in einem
persönlichen Gespräch bestätigt.

Ich bin nur froh, dass wir zu unseren
Bauern und Jagdpächtern ein entgegenkommendes Verhältnis haben und nicht
in Mainroth leben (leiden) müssen......

 Rainer Voigt

Weißenbach 31

95339 Wirsberg

Mitglied
der Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung e.V.